Archive for November, 2007

Hochbezahlte Chefpropagandisten

Sonntag, November 11th, 2007

Da überreichen die immer noch von einigen Medienvertretern als „Weise“ bezeichneten angeblichen Sachverständigen der Bundeskanzlerin einmal mehr ein pfundschweres Jahresgutachten, dessen Wert sich allerhöchstens aufs Anheizen des Kaminfeuers beschränkt. Was die hochbezahlten Chefpropagandisten des Neoliberalismus dort zum Besten geben, ist nicht nur ein Armutszeugnis für die deutsche Wirtschaftswissenschaft, sondern auch ein Paradebeispiel dafür, wie ideologisch festgelegte Schmalspurwissenschaftler sich die Wirklichkeit so zurechtbiegen, dass sie die ewig gleichen und platten Forderungen aus ihrem Bauchladen ziehen können. Da haben sie in den vergangenen Jahren düstere Zukunft und geringstes Wachstum prophezeit, wenn Deutschland nicht endlich auf den von ihnen geforderten Weg mit noch mehr Sozialaabau, noch weniger Staat, Ende des Kündigungsschutzes und noch niederigeren Hartz IV Sätzen und Minilöhnen einschwenken würde. Und jetzt erklären sie dem erstaunten Publikum, dass sie den gigantischen Aufschwung ja schon immer vorausgeahnt haben und dass sich sich Deutschland auch 2007 in glänzender Verfassung befindet. Schon drollig, wo die vielen tollen Ratschläge ja gar nicht so konsequent befolgt worden sind. Aber plötzlich sind es jetzt die Agenda-Politik Schröders und vor allem Angela Merkel, die eine ganz einfach zu erklärende Wirkung erzielt haben. Warum die „Weisen“ diese einfachen Ursachen nicht schon im letzten Gutachten erwähnt haben, bleibt ihr Geheimnis. Dafür können sie jetzt gleich wieder vorhersagen, dass es nun aber wieder bergab geht, wenn nicht, ja wenn nicht….
Der aufgeklärte Leser wird es längst geraten haben – natürlich wird jetzt wieder der Bauchladen mit den altbekannten Forderungen aufgeklappt und natürlich unterstützen die neoliberalen Chefpropagandisten die Abblehnungsfront gegen die Verlängerung von ALG I, gegen Ausnahmen bei der Rente mit 67 und der wirtschaftspolitische Tiefflieger Franz ist sich einmal mehr nicht zu schade, gegen den Mindestlohn bei den Briefdiensten zu wettern. Plumper und dümmer gehts nimmer. Wenn der Aufschwung so toll ist und die Wirtschaft in so toller Verfassung ist, wieso droht ihr dann durch marginale Korrekturen wie bei ALG I der Absturz?? Warum wird ein ehemals ernstzunehmendes Instrument wie das Jahresgutachten zu einem plumpen Propagandainstrument degradiert?? Das geht doch nur, wenn Verfasser wie Empfänger inklusive Medien die gleichen Interessen haben – noch mehr Vermögen und Leistungen von unten nach oben zu verteilen.
Interessant ist bei der Kaffeesatzleserei der Propagandisten auch die Vorhersage, dass die positive Stimmung spätestens im kommenden Jahr auf den privaten Konsum durchschlagen wird und so für positive Impusle für die sich abschwächende Konjunktur sorgen werden. Wie das bei stark steigenden Preisen und kaum steigenden Einkommen funktionieren soll, verraten die „Weisen“ natürlich nicht. Aber wer erwartet von ihnen auch fundierte Erklärungen…
Mein Vorschlag: Die ganze Truppe von Dummmschwätzern aus ihren gutdotierten sicheren Professorenjobs feuern und mit Minijobs ausstatten – Mehr ist der Unsinn nicht Wert, mit dem sie uns seit Jahren behelligen!

Streikrecht auf dem Abstellgleis???

Montag, November 5th, 2007

Es schon mehr als absurd : Da muss eine Gewerkschaft erst einmal ein Gericht überzeugen, bevor sie ihr Streikrecht wahrnehmen kann! Und prompt erhebt sich wieder das grosse Geschrei der Unternehmerverbände und aller auf die tumbe Propaganda der Bahn hereingefallenen Medien, dass mit dem Streik im Güterverkehr und Fernverkehr grosse wirtschaftliche Schäden heraufziehen. Drollig, oder? Das genau ist doch das Druckmittel, das die Gewerkschaften im Tarifstreit haben. Und genau das wollen die Lokführer einsetzen, nachdem sie seit Wochen von der Bahn nur veralbert worden sind. Jetzt müssen Mehdorn und Co. endlich mal ein Angebot vorlegen, das tatsächliche Gehaltsverbesserungen bringt. Auch das ist schliesslich Sinn von Tarifverhandlungen und eventuellen Streiks. Warum sollten die Arbeitgeber denn sonst ein Angebot vorlegen, wenn sie die Gewerkschaften und deren Kampfkraft nicht ernstnehmen. Fortschritte für die Beschäftigten gibt es nur, wenn zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern Waffenbalance herrscht. Sonst gibt es nur Almosen, aber keine gerechten Lohnerhöhungen. Nur Herr Mehdorn scheint dieses System noch nicht kapiert zu haben, oder er will es nicht kapieren. Und ruft zur Krönung seines dreisten Vorgehens nun Frau Merkel um Hilfe. Was er verlangt, ist nicht mehr und weniger als ein Eingriff in die Tarifautonomie, eiin Grundwert den sonst alle so hochhalten. Aber nur, wenn es in den Kram passt. Genau so wie der erstaunliche Ruf von Mehdorn und seinen Konsorten nach Einheitsgewerkschaften. Es ist noch gar nicht lange her, da wollten die gleichen Lobbyisten und Unternehmervertreter das Ende von Flächentarifverträgen- am liebsten für alle Branchen, um die Gewerkschaften endgültig zu ohnmächtigen Arbeitervereinen zu degradieren. Und kaum lassen einige kleine Gewerkschaften an Schlüsselpositionen der Wirtschaft sich nicht mehr mit Almosen abspeisen, da sollen die Störenfriede ganz schnell sich den Großgewerkschaften unterorden…
Dieser absurde Konflikt, den die Bahn und interessierte Wirtschaftskreise mit gezielter Propaganda gegen die GDL anheizen, lässt sich ganz einfach lösen : Legen Sie endlich ein akzeptables Angebot vor, Herr Mehdorn. Sonst kann man den Lokführeren in Abwandlung eines Heuss-Zitates nur aufmunternd zurufen : Nun streikt mal schön!
Es ist Zeit, dass die Unternehmen wieder begreifen, dass die Gewerkschaften nicht ohnmächtig sind.