Wirtschaft ausser Rand und Band

Bescheidenheit und Augenmass wären nach der aktiven Beteiligung der Wirtschaftsgrößen am aktuellen Debakel eigentlich angemessen. Stattdessen zeichnet sich – begünstigt durch willfährige Politiker eher das Gegenteil ab. Da fordert der BDI völlig hemmungslos auf der einen Seite weitere Bürgschaften und Zuschüsse für die Wirtschaft, lehnt aber weitere Konjunkturprogramme ab und verlangt drastische Sparprogramme zur Begrenzung der Neuverschuldung. Zu wessen Lasten das nur gehen kann, ist offensichtlich – die Arbeitnehmer können ja weiter zu Ader gelassen werden. Und natürlich gibt es auch geharnischten Protest gegen Mindestlöhne in weiteren Branchen, mögen die noch so dürftig sein. Während Obergrenzen bei Staatshilfen wie bei Managergehältern nicht in Frage kommen, können die Löhne gar nicht gering genug sein…
Und gleichzeitig gibt es überhaupt keine Hemmungen, den Staat für unternehmerischen Größenwahn in Haftung zu nehmen, wie das Beispiel Schaeffler/Conti zeigt. Da überhebt sich ein größenwahnsinnig gewordenes Familienunternehmen beim Kauf der Conti-Mehrheit nach dem System der Hedgefonds und schon soll der Staat die Übernahme finanziell absichern. Niemand scheint sich daran zu stören, dass Schaeffler das Kapital per Zocken zusammenbekommen wollte und dabei sich irrsinnig verzockt hat. Niemand scheint sich auch daran zu stören, dass die ganze Aktion von den Beschäftigten ausgebadet werden muss und dass die Schaeffler-Truppe Kontrolle über ein gut geführtes Unternehmen bekommt. Vor allem in der bayersichen Staatskanzlei, schon äußerst erfolgreich beim Wirken einer Landesbank und deren Real Estate Tochter gibt es offenkundig wenig Bedenken, dem Steuerzahler noch einmal tief in die Tasche zu greifen, um den Egotrip der Schaeffler-Familie zu bezahlen. Warum eigentlich haftet der Staat für unternehmerische Abenteuertrips und warum soll der auch noch belohnt werden. Sinnvoll wäre es aus Sicht des Staates und seiner Bürger doch eher, die Übernahme von Bürgschaften an die Bedingung zu knüpfen, dass sich Schaeffler von seinen Conti-Anteilen wieder trennt und der Staat diese für eine Zeit zum aktuellen Kurs übernimmt – billiger sind die kaum wieder zu haben. Und eine Bürgschaft für Schaeffler könnte zumindest verhindern, dass das Unternehmen durch den Größenwahn seiner Besitzer ruiniert wird , also mit klaren Auflagen und Garantien für seine Belegschaft. Die Unternehmensführung gehört auf jeden Fall in die Wüste geschickt, denn wer mit so windigen Finanzierungskonstruktionen zockt, dem muss jegliche Kompetenz – auch die charakterliche für die Führung eines Unternhemens abgesprochen werden.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.